Der herzliche Empfang am Grenzübergang zu unseren französischen Brüdern und Schwerstern war schon etwas Besonderes, und das Departement selbst ist für uns ein Paradies! Es gibt einfach alles, sogar englischsprachige Franzosen! Was es nicht gibt sind Campingmöglichkeiten und so verbringen wir die erste Nacht erst einmal am Fußballplatz von Regina (dem Ort) und die nächsten Nächte im Garten von Sophie (der Französin). Sie stellt uns ihren Gäste-Bungalow zur Verfügung und nach dem ersten Kaufrausch in den größten Supermärkten der Hauptstadt Cayenne lassen wir die Seele, und auf unserer Terrasse die Hängematte baumeln. Wir haben uns auf French-Guyana nicht wirklich vorbereitet, die ständigen Änderungen der Route sind schuld. Was wir sofort verstehen: wir sind in Europa, vodafone begrüßt uns mit „… du surfts und telefonierst einfach wie zuhause…“, wir kramen unsere alten Restbestände an Euro’s hervor und alles ist teuer. Dafür gibt es wieder Straßenmarkierungen, Schilder und Laternen an der Straße.
Die Geschichte des Landes ist geprägt von vielen Rückschlägen bei dem Versuch sich hier anzusiedeln, von Sklavenhandel und der immerhin noch bis 1951 existierenden Strafkolonie, die zur Entlastung der französischen Gefängnisse weiter betrieben wurde. Die Bevölkerung ist eine bunte Mischung aus Afroguyanern, Asiaten und Chinesen sowie wenigen weißen Europäern. Eine spannende Mischung, aber eine entspannte Atmosphäre.
Im Prinzip kann man French-Guyana nur auf der an der Küste verlaufenden Straße bereisen, der Rest des Landes ist dichter Urwald.
Unser erster Ausflug führt uns mit einem Katamaran auf die Îles du Salut. Hierhin haben sich in der Kolonialzeit die ersten Siedler zurückgezogen, nachdem die Hoffnungen nach Gold und Reichtum sich in Tod und Siechtum aufgelöst hatten. Auf der Insel gibt es bis heute keine Mücken und damit keine Überträger für Tropenkrankheiten. Nachteil: Die Inseln sind schwer zu erreichen aufgrund der extremen Strömungen hier. Als die Inseln später zur Strafkolonie umgenutzt wurden, wurde diese Tatsache und die Haie rund um die Inseln zum Vorteil: Niemandem ist es jemals gelungen lebend von den Inseln zu flüchten. Was erzähle ich: jeder kennt den Film „Papillon“ und hat ein Bild davon.
Hier kommen unsere Bilder:
Nächstes Highlight: der europäische Weltraumbahnhof in Kourou. Im Prinzip der größte Arbeitgeber in French-Guyana. Auch wenn derzeit wieder immer mehr Menschen glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, trifft sich hier die internationale Wissenschaft und man nutzt die Nähe zum Äquator (maximale Rotationsgeschwindigkeit der Erde) um Satelliten und Forschungsmissionen ins All zu schicken. Wir buchen eine Tour durch das Gelände, die verschiedenen Launch-Pad’s und das berühmte Jupiter Control Center und wir sind so begeistert, dass wir überlegen beim nächsten Start einer Ariane 5 am 13. April wieder hier zu sein. Schau mer mal.
Zurück bei Sophie, lernen wir Daria und Darius aus Polen kennen. Für die beiden und für uns ist das Kennenlernen ein ganz besonderes Ereignis, haben wir doch alle seit vielen Wochen keine Reisenden mehr getroffen. Wir verbringen eine lauschige und seeehr lange Nacht damit uns über diesen Zufall einerseits zu freuen und andererseits unsere Obdachlosigkeit zu bedauern. Immerhin schwitzen wir nun schon seit Wochen Tag und Nacht und sind umgeben von ausgehungerten Moskitoschwärmen.
Wir ziehen noch einmal um in die Hauptstadt Cayenne und folgen einer Einladung von Bertrand und seiner Familie. Fast eine Woche verbringen wir dort und erfahren eigentlich alles, was man über das Land, die Geschichte, die Natur und das Leben dort wissen muss. Und darüber, was man über Gastfreundschaft wissen sollte: es ist unglaublich wie wir in kürzester Zeit Teil der Familie, der Nachbarn und Freunde werden. Danke dafür Bertrand!
Wir lernen dort auch Ping und Oliver kennen, die nahe zur Grenze nach Suriname in einer laotischen Community leben. Ping stammt aus Vietnam, Oliver aus Frankreich. Sie „Boat-People“ aus den 80-er Jahren, er ein passionierter Naturliebhaber aus dem Elsass, der bei einem Urlaub hier in French-Guyana hängen geblieben ist. Wir sind auch dort eingeladen. Aus einem Kaffeekränzchen wird ein unvergesslicher Abend, Oliver entführt uns mit seinen Erzählungen tief in den Dschungel French-Guyanas, den er wie seine Westentasche kennt und der hinter dem Garten beginnt. Es geht um Schlangenbisse, illegale Goldminen, tödliche Raupen und Pflanzen, die Lieblingsnahrung der Jaguare in der Umgebung (Hunde) und darum, ob nun eine Anaconda oder Piranhas besser schmecken. Ein französischer Rüdiger Nehberg! Dazu gibt es vietnamesische Küche und wir sind begeistert: von der Gastfreundschaft, natürlich dem Essen und der Erkenntnis, wie eng hier Natur und Menschen verbunden sind. Und Natur ist hier nicht der Blumentopf am Balkongeländer und Urban Gardening mit Beekeeping, Natur ist hier lebensgefährlich – jeden Tag.
Am nächsten Tag geht es früh los, wir wollen die Fähre über den Grenzfluss nach Suriname nicht verpassen.
Das ist sehr schön zu lesen!
Euch noch eine gute Teise und wenig Plagen!
LG Flo
wie schön! Endlich wieder Menschen um Euch. Darum reist man doch. Nicht nur Parkplätze und Dieselabgase, Natur und Bauwerke zu sehen sondern unterschiedliche Menschen und Lebensweisen kennen zu lernen. Wunderbarer Bericht. Wie gut, dass Ihr den Wandteppich nicht dem Amazonas geopfert habt. Etwas Kultur braucht der Mensch um sich.
Wir sind gespannt auf die Weiterfahrt und wünschen schöne Erlebnisse.
Klasse Reisebricht von Euch! Lessen immer wieder gerne mit.
Was für ein Kontrast zu euren bisherig bereisten Länder! Tolle Eindrücke über ein Land, mit dem meine Kinder schon früh beeindruckt wurden, da die ESA in der Familie eine große Rolle spielt. Besonders schön einmal mehr über das Land von euch zu erfahren, auch jenseits des Weltalls Trubel. LG, auch von Martina
Ich habe Franz. Guyana sehr ähnlich empfunden, und habe mich erst einmal ausgeruht, tue es immer noch!
Vielleicht trifft man sich – gerade die Route durch Venezuala ist meine „Geheimalternative“ – so richtig heiss auf die Fahrt nach Manaus und von dort nach Peru bin ich eigentlich nicht….
Liebe Grüsse
Peter