Bogota Internationaler Flughafen, 05.08.2023, 20:30 Uhr. Es ist so weit: die Air France Maschine aus Paris ist gelandet und mit an Bord: Atena. Sie ist ab sofort auch an Bord vom Obelix, ab jetzt und für die nächsten 4 Wochen reisen wir zu dritt. Mit im Gepäck: neue Bremsbeläge für Obelix und, was wir uns schon lange wünschen: Brillenputztücher! Verrückt, die Dinger sind uns vor einem halben Jahr ausgegangen und auf Atenas Frage: „Was soll ich euch aus Deutschland mitbringen?“ haben wir uns dafür entschieden. Will heißen: eigentlich haben wir alles, außer eben Brillenputztücher. Dunja und ich sind mindestens genauso aufgeregt wie Atena: wie wird das wohl werden, die 2 qm nun durch drei zu Teilen? Wo soll das zusätzliche Gepäck hin? Wie organisieren wir den dritten Sitzplatz? Sind wir nach einem Jahr „alleine“ reisen überhaupt noch gesellschaftsfähig? Und, wichtigste Frage: wo bleibe ich, wenn die zwei Offenbacherinnen jetzt mal richtig Gas geben?
Zum Akklimatisieren ziehen wir die ersten drei Nächte in Bogota erst einmal in ein Airbnb. Die zentrale Lage in der historischen Altstadt ist „nice“, die Wohnung selbst ein „scheix“. Im Erdgeschoss in der dicht bebauten Altstadt bedeutet Erdgeschoss im Prinzip „Keller“: kaum Tageslicht und saukalt. Die feuchtkalte Höhenluft der Stadt auf etwa 2.600 m üNN steckt in den dünnen Mauern, wir heizen mit dem Backofen dagegen. Bogota mit seinen 8,8 Mio Einwohnern selbst wird im Reiseführer wie folgt beschrieben: „Blüte und Verwesung scheinen hier sowohl baulich als auch sozial überall zugleich stattzufinden.“ Das passt. Wir sind in „La Candelaria“ im intellektuellen Zentrum Bogotas aber gut aufgehoben, in der Stadt rundherum gibt es nicht viel sehenswertes/reizvolles. Wer in Bogenhausen/Nymphenburg, Kreuz- oder Prenzlauer Berg oder im Nord- oder Westend wohnt kennt das ja.
Nördlich von Bogota befindet sich ein altes Salzabbaugebiet mit alten Minen und die weltgrößte unterirdische Kathedrale. Auf 8.500 m² geht es tief in den Berg durch einen bunt illuminierten Kreuzweg bis zur dreischiffigen Höhlenkirche mit gigantischen Ausmaßen. Alles aus Salz. Warum das ganze 1992 wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde, jetzt aber wieder zugänglich ist, lässt sich auf Anhieb nicht erkennen.
Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team zu dritt, der Lounge-Chair im Heck scheint besser zu sein als der Beifahrersitz. Hinten sitzt wer am schnellsten dort ist. Wir können also auch längere Berg-Etappen angehen und fahren über das hübsche Kolonialstädtchen Villa de Leyva nach Las Gachas. Wie auch immer hat dort Mutter Natur ein Bächlein geschaffen, das mehrere hundert Meter über einen glatt geschliffenen Steinboden fließt. Wassertiefe 3 cm, und in unregelmäßigen Abständen befinden sich kreisrunde Gumpen (Becken wäre der hochdeutsche Ausdruck) mit unterschiedlicher Tiefe. Mal sind sie 50 cm tief, mal mehrere Meter. Das sieht faszinierend aus und ist ein toller Spielplatz.
Es ist auch zu dritt nachts immer noch kalt im Obelix und wir wollen raus aus den dicken Schlafsäcken. Es geht weiter Richtung Karibik-Küste. Aus einem Stopover in Barichara werden drei Tage und unsere holländischen Gastgeber führen uns auf ihrer Finca vor, wie sie mit zunehmendem Erfolg ein karges Stück Land in den letzten Jahren fruchtbar gemacht und zu einer Oase umgestaltet haben. Wir sind begeisterte Zuhörer und lassen uns inspirieren von so viel positiver Energie.
Nach einem langen Fahrtag sind wir da: am Meer, unter den Palmen, am Strand und in der brütenden Hitze. Schlau ist es nicht, sich jetzt wieder die kühle Berge zurückzuwünschen – wir bleiben. Der Obelix und wir dürfen nicht im Schatten der Kokospalmen stehen. Wer schon mal eine 5 kg Kokosnuss neben sich von einer 20 m hohen Palme hat einschlagen sehen weiß warum. Aber: es gibt einen Pool und wir tanzen mit unseren Stühlen und dem Tisch den ganzen Tag um den Obelix der uns Schatten spendet. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste und bekommen so die volle Aufmerksamkeit des Surflehrers aus der Nachbarschaft. Atena schlägt zu und reitet schon in der ersten Stunde die ersten Wellen – Respekt!
Rainer, sehr elegant ins Loch geplumst.
Gruß aus KA und genießt es weiter.
Deine Frage: wo bleibe ich….bei zwei Offenbacherinnen? hast Du überzeugend beantwortet: in der Grube! Wer andern eine Grube gräbt…Wir haben herzlich gelacht. Aber auch mitgestaunt über Museum, Höhlenkirche (Super-Video) und Tanz um Obelix. Übrigens: auch wir haben die heißen Tage genossen und an Euch gedacht.
Liebe Grüße und weiter viel Spaß