Bolivien begrüßt uns mit ein paar administrativen Hürden und einem Schlagbaum aus Bambus mit einem Stein als Gegengewicht um die Beamten zu entlasten, die heute zum ersten Mal arbeiten müssen. Hinter dem Schlagbaum endet auch der Asphalt und die nächsten Tage werden staubig, knüppelhart und – sagen wir – unkomfortabel. So was kann man nicht buchen, wir finden es ziemlich spannend. Keine Supermärkte mehr, kein Internet, schlechten Straßen, Tanken wird schwieriger, aber der Reihe nach:
Die Zollformalitäten gestalten sich ungefähr so holprig wie die Straßen ohnehin schon sind. Papiermangel und ein fehlender Kopierer führen uns zurück in den letzten Ort um dort die verlangten Kopien zu besorgen. So wie niemand das Henne-Ei-Rätsel lösen kann, kann uns keiner erklären, wie man Kopien macht ohne Bolivianos – also Geld – zu besitzen, wenn es im Grenzort keine Bank und keinen Geldautomaten gibt, der einzige Kopierer aber von einem Mann bedient wird, der nur Bolivianos akzeptiert. Wir finden jemanden der unsere Real aus Brasilien wechselt um die Kopien bezahlen zu können. Zurück zum Zöllner und Papiere abholen. Ein 5 ct. Thema beschäftigt einen den ganzen Nachmittag. Wir kommen zurück zu der Frage Nr. 1 vor der Abreise: wie lange wollt ihr denn wegbleiben? Antwort heute: wir wären viel früher wieder zurück, wenn es keine Grenzen gäbe.
Und: keine Regeln wie die, dass Ausländer in Bolivien den Sprit nur im Kanister bekommen, oder alternativ: den dreifachen Preis zahlen. Das reizt natürlich meine schwäbischen Nerven! Mit einem 20 l Kanister 160 Liter Sprit tanken dauert lange, macht lange Arme und dauert ca. 1,5 Stunden, weil man mit seinem Kanister immer wieder in der Schlange der Mopedfahrer steht, das Hauptverkehrsmittel hier. Man bekommt auch mal einen Platzverweis, nach dem dritten Mal, oder und das sind die besten Tage: man findet eine Tankstelle, die nach langen Gesprächen unseren Tank zum local-price direkt befüllt. Es erweist sich hier als Vorteil kein Spanisch zu können und einfach nervenstärker als der Tankwart zu sein, je länger wir hier sind umso öfter klappt es auch.
Noch ein Zeitfresser sind die Straßenblockaden in Bolivien vor der anstehenden Wahl. Einmal stehen wir 5 Stunden, später erfahren wir, dass hier bspw. gegen die Bedingungen eines Handelsvertrags zwischen Deutschland und Bolivien zum Lithium-Abbau im Salar de Uyuni protestiert wird – Globalisierung hautnah.
Bolivien belohnt uns aber täglich mit eindrucksvoller Natur, Landschaften aus dem Bilderbuch, bunten Städten und wieder mit dieser unbeschreiblichen Herzlichkeit. Die ersten Aufstiege auf über 3.000 m üNN zeigen auch ihre Wirkung und führt anfangs zu stechenden Kopfschmerzen. Wir müssen irgendwann über die 5.000 m – Grenze und lassen uns deshalb Zeit, es gibt so viel zu sehen.
Heute am 16.10.19 beschließen wir schließlich Bolivien für eine Woche zu verlassen. Es soll ungemütlich werden mit Blick auf die Wahlen, nächste Woche kommen wir wieder: Hasta luego Bolivien!
Lieber Rainer, herzlichen Dank für die Beiträge! Einfach nur köstlich, Du hättest Schriftsteller werden sollen bzw. kannste ja immer noch! Bitte weiter so! LG Peter
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