Hello Columbia
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Nach dem Trip durch Venezuela ist unsere Erwartungshaltung an Kolumbien natürlich hoch. Den ersten Dämpfer gibt es dann gleich nach der Grenze. Nachdem wir an einem Sonntag eingereist sind und der Zoll geschlossen hatte, mussten wir am Montag zurück zur Grenze und mit dem Auto einchecken. Ich erspare mir eine umfängliche Beschreibung dieses bisher einzigartigen Chaos, nach 6 Stunden hatten wir schließlich unsere Papiere. Diese sind schließlich Voraussetzung für die Haftpflicht-Versicherung, die wir in der nächsten Stadt bekommen. Also fahren wir die 15 km wieder zurück und hoffen, dass wir noch am gleichen Tag alles erledigen können. Der Polizei-Checkpoint dazwischen ist dann wieder ein Highlight. Man kann sich das nicht ausdenken! Nach der Kontrolle der frisch gedruckten Dokumente, wird natürlich nach der Versicherung gefragt!! Es ist wirklich schwierig das Niveau korrupter aber schwer bewaffneter Ordnungshüter so weit zu unterbieten, dass am Ende der Klügere nachgeben kann. Wir waren es jedenfalls nicht, und so entlässt man uns nach einer halben Stunde wieder. Nicht cool so eine Begrüßung und selbst Dunja findet es nicht lustig mir dabei zuzusehen wie ich den Vollidioten spiele, der einfach gar nichts kapiert, wenn es darum geht erst Polizisten zu bestechen und hinterher darüber zu klagen, dass es hier in Südamerika so viel Korruption gibt.

Es geht weiter, rechterhand liegt die Karibik und es ist heiß. Die Camp-Möglichkeiten am Wasser sind nicht wirklich schön, und so finden wir ein kleines Paradies im angrenzenden Dschungel. Ein kleines Hotel mit zwei traumhaften Plätzen für Overlander. Wir bleiben fast eine Woche und genießen die ausgezeichnete Küche: täglich Lunch und Dinner, das hatten wir lange nicht. Die Nachbarn betreiben eine Kakaofarm und wir erfahren, wie aus einer Frucht Schokolade entsteht. Mit uns ist Juan-Pablo im Hotel, ein Kolumbianer der in und um Cartagena riesige Luxus-Wohnanlagen entwickelt. Wir erfahren viel darüber, und über eine, bis vor wenigen Jahren von den Guerillas bedrohte Familiengeschichte. Es klingt unglaublich, wie sich das Land in den letzten 15 Jahren von einem gefürchteten Guerilla-Regime zu einem in großen Teilen friedlichen Land entwickeln konnte. Juan-Pablo bestellt für uns noch ein paar Ersatzteile in Amerika, wir sehen uns also wieder.


Uns zieht es nun ans Meer und wir finden auf der Halbinsel Baru ein schönes Plätzchen direkt am Strand. Nach 4 Tagen meldet sich Juan-Pablo: die Teile sind da. Wir sind bei seiner Familie eingeladen, dürfen sein neuestes Projekt besichtigen und verbringen den Nachmittag auf seiner Finca mit Polo-Club. Dunja darf wieder reiten, ich sehe zum ersten Mal ein Polo-Spiel live. Es ist ein spannender Tag, der für uns auf der Finca endet, auf der wir übernachten dürfen. Danke Juan-Pablo!


Er entlässt uns mit dem Tipp, eine der kleinen in der Karibik liegenden Inselchen zu besuchen. Wir buchen uns auf der Isla Fuerte ein und verbringen dort 4 Tage in einem Eco-Hotel, zu dem uns ein Highspeed-Fischerboot bringt. Auf der Insel gibt es nur ein paar Trampelpfade, die Insel selbst ist etwa halb so groß wie Helgoland, alles andere ist anders: kristallklares Wasser, Tag und Nacht 35 °, Korallenriffe in Schnorchelweite und Moskitos. Im Eco-Hotel gibt es natürlich keine Klimaanlage, man muss Wasser sparen, weshalb nur ein sehr dünner Strahl den Duschkopf verlässt und Getränke werden in recycelten Marmeladegläsern serviert.

Wir faulenzen 4 Tage, sitzen zum zweiten Mal in einem Kanu und paddeln zu den Korallenbänken zum Schnorcheln. Wie man zu zweit ein Kanu auf offener See besteigt ohne ständig zu kentern haben wir jetzt auch drauf.


Next Stopp: Medellín. 4,2 Mio. Einwohner und alte Heimat des Medellín-Kartells, das milliardenschwere und international agierende Netzwerk aus Unternehmern, Politikern, Rebellen und Drogenbossen, das erst in den 2.000er Jahren aufgelöst werden konnte. Die Stadt verläuft in Nord-Süd-Richtung durch ein breites Tal, links und rechts an den steilen Berghängen wächst die Stadt scheinbar unkontrolliert in die Höhe. An der vermutlich steilsten Stelle befindet sich unsere Unterkunft für die nächsten Tage: „The Secret Buddha“, ein kleines Hotel eines Spiritisten, der hier in einem privaten Dschungel Zimmer vermietet und auch Overlandern eine Bleibe bietet. Wir sind natürlich wieder die einzigen Gäste und haben seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Die Anfahrt ist ein Höllenritt durch sehr enge und wirklich sehr steile Gassen.

Im Garten…
…des Buddha

Tag 1 in Medellín verbringen wir in der Comuna 13, dem Aushängeschild der „Politik der Versöhnung“ mit der in Kolumbien gegen Armut und Gewalt gekämpft wird. Mit viel Geld wird hier vor allem in die Infrastruktur investiert um die einst unzugänglichen Stadtteile zu erschließen und den Menschen so Zugang zu Schulen, Ausbildung, Arbeit und Kultur zu ermöglichen. Das scheint zu funktionieren, in der Comuna 13 herrscht pralles Leben, Musik in allen Gassen und weil Sonntag ist, ist gefühlt die ganze Stadt dort und feiert – uns hat’s gefallen.

Tag 2 in Medellín ist ein Feiertag wie bei uns: der 1. Mai. Wir haben Museen auf dem Programm, diese sind von Mo. bis So. großzügig geöffnet. Fällt jedoch ein Feiertag auf Mo. bis So. bleiben sie geschlossen – logisch. Die Stadt ist voll und wir schlendern durch die Parks und entdecken jede Menge Skulpturen von Fernando Botero einem berühmten Sohn der Stadt.


Wir ziehen weiter, die Karte ist voll von Empfehlungen für Kolumbien. Stay tuned!

4 Kommentare

  1. Atena

    Herrlich, was für ein grandioser Reisebericht, mal wieder!
    So wird das eintönige Alltagsleben und das Fernweh für all die Daheimgebliebenen erträglicher. Danke für diesen kurzen Moment des Eintauchens in die paradiesisch-bunten-boteroischen Impressionen Kolumbiens.
    Happy weiterreisen Euch und in Vorfreude auf den nächsten Blogeintrag.

  2. Heide

    Welch ein Wechselbad. Maßlose Bürokratie gepaart mit maßloser Korruption, Menschen wie Juan-Pablo und Idylle pur. Wunderschhön: Dunja in Schokolade-zum Anbeißen. Palmen- und Inselzauber, geistige Erbauung und bunte Stadtentwicklung- Rainer, Du hast das wieder mal unnachahmlich gut beschrieben.

  3. Herrlich, mit euch virtuell mitzureisen. Einmal mehr habt ihr soviel spannendes erlebt. Auch wenn euch bürokratisches mit korrupten Beamten auf Trab gehalten hat, seid ihr so wie es klingt in Kolumbien angekommen.

    Wunderschöne Camps habt ihr auf jedenfall gefunden.

    Die Vorfreude auf den nächsten Blogpost ist jedenfalls gross.

    Fühlt euch gedrückt. ❤️liche Grüsse aus dem Sommer

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