Wo sind wir stehengeblieben? Ach ja: bei den Salzkrusten. Wir versuchen es in Uyuni mit einer Autowäsche, das ist ein guter Anfang, als wir aber weiter nach Tupiza fahren, bekommt Obelix ein richtiges Vollbad: warmes Wasser, Schaum bis über beide Ohren und 6 Hände die ihn ordentlich abrubbeln. Am Ende der ganzen Prozedur wird er noch schön am Unterboden mit einer Öl-/Diesel-Emulsion aus einer Lackierpistole eingesudelt, die Reifen werden mit Wet-Gel eingerieben und er steht nach 45 Minuten da wie neu!
Das Wet-Gel auf den Reifen zieht schön den Staub an und nach 50 Kilometern haben wir das, was man nicht ab Werk bestellen kann: Reifen in Wagenfarbe – uns gefällt es!
Dann heißt es wieder Abschied nehmen von Walter und Martina mit denen wir zwei erlebnisreiche Wochen verbracht haben – wir müssen uns wieder alleine durchschlagen. Wir machen uns auf nach Paraguay, die beiden fahren nach Chile – und doch haben wir das gleiche Ziel: Weihnachten in Ushuaya treffen wir uns wieder zum Geschenke auspacken.
Apropos „durchschlagen“: Die Fahrt nach Paraguay hat es wirklich in sich, wir kommen kaum mehr voran, die Proteste nach der Wahl erreichen ihren Höhepunkt und die Straßensperren der Demonstranten werden immer undurchdringlicher. Wir brauchen fast einen ganzen Tag um aus Tarija rauszukommen, wir müssen durch Flussbetten und durch mehr als 30 Sperren. Alle sind zwar „tranquilo“ aber wir bringen uns und die Demonstranten immer wieder in die Zwickmühle: wir haben hier im Moment nichts zu suchen, können aber nicht weg und die anderen wollen uns als Gäste behandeln, bekommen aber Mecker, wenn sie uns durchlassen, andere aber nicht.
Am 06.11.2019 erreichen wir Paraguay. Grenzen sind immer etwas Besonderes, diesmal fragen wir uns, warum der bolivianische Beamte in Uniform Pause hat und in seinem Sessel schlafen darf, und wir auf den diensthabenden Beamten warten müssen, der aber gerade beim Duschen ist uns dann im Römerkostüm mit Badesandalen und einem Handtuch um die Hüften abfertigt. Wir lieben Bolivien und kündigen an, dass wir wiederkommen.
Jetzt also Paraguay: Kein klassisches Reiseland mit vielen touristischen Highlights, aber z.B. das Land der Träume für viele Auswanderer. Paraguay macht es vielen Europäern einfach hier sesshaft zu werden und so kommen wir auf unserer Reise immer wieder mit Leuten aus Europa in Kontakt, die sich hier niedergelassen haben. Wir starten im „Chaco“ im Nordwesten Paraguays. Genauer gesagt im „wilden Chaco“ wie man hier sagt. Das Buschland bedeckt 60 % der Landfläche, hier leben aber nur 10 % der Bevölkerung, wenn man also nicht in eine der Mennoniten- oder Auswander-Communitys fährt: niemand.
Wir starten in „Rosaleda“, einer Schweizer Kolonie, die vor 25 Jahren hier begonnen hat das Land fruchtbar zu machen. 4 Tage quasi Vollpension mit bester Schweizer Küche und abends der Stammtisch der Bewohner. Wir hören spannende Lebens-Geschichten, wir hören, wer schon alles hier war und wieder gegangen ist und wir merken uns den Spruch: „Viele kommen nach Paraguay mit wenig Erfahrung und viel Geld, und viele verlassen Paraguay wieder mit viel Erfahrung und wenig Geld“. Wir besuchen Marcel in seiner Universal-Werkstatt mit Hallen voller Maschinen und Werkzeugen für alles was repariert werden muss: Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro, LKW-, Baumaschinen- und KFZ-Teilen und wir besuchen Ernst in seiner Hexenküche mit angrenzendem Kräutergarten, kaufen eine Flasche Zaubertrank für Dunja’s Gelenke und wir lernen Neues zur Vieh- und Pferdezucht.
Weiter geht es nach Filadefia. Wir übernachten auf dem Hotelparkplatz, schlafen schlecht, weil ein heftiger Sturm durch die Stadt fegt und rechts und links von uns die Bäume auf die Autos fallen. Am Morgen lassen wir uns von einer Mennonitin durch die Museen der Stadt führen. Wir sind beeindruckt, was wir über Flora und Fauna, v.a. aber über die Geschichte dieser Menschen erfahren. Über Vertreibung, über einen unerschütterlichen Glauben und über das was hier seit über 80 Jahren in gemeinsamer Arbeit entstanden ist. Vorurteile gegen Glaubensgemeinschaften erleichtern zwar oft die Denkarbeit, wir haben hier allerdings ein paar Denkanstöße bekommen, die wir nicht vergessen werden – Danke dafür!
Wie gesagt: viele touristische Highlights gibt es nicht in Paraguay, wir haben zwei in der Kategorie „Naturschauspiel“ gefunden. Zwei Wasserfälle! Den Salto Suizo und den Salto Nacunday. Beide haben uns aus unterschiedlichen Gründen beeindruckt: der Salto Suizo kostet Eintritt und spendet weniger Wasser als ein tropfender Wasserhahn, der Salto Nacunday kostet nichts, man kann an der Abbruchkante in traumhafter Umgebung übernachten und ist (wieder) sprachlos, weil man sich bei dem Getöse ohnehin nur anschreien kann. Im Spray der Wassermassen verbringen wir einen im Wortsinne feuchten und fröhlichen Abend mit zwei jungen Pärchen, die aus der Umgebung angereist sind.
Weiter geht es über gigantische Soja-Felder in Richtung Asuncion – wir werden berichten!
Hallo Ihr Beiden, immer wieder schön und spannend von Euch zu hören. Wirklich schön !! Hoffe, wir sehen uns bald einmal wieder……..gut die 2,5 qm höättet Ihr auch mit einem schönen Unimog erweitern können 🙂 🙂 eure Ex-Nachbarn …. pass auf Euch auf und habt Spaß. Annette, Tyson und Klaus
Wunderbar Bericht, Dunja.
Danke, gute Weiterfahrt und liebe Grüße